Freitag, 23. Oktober 2015

Psycho



Psycho
Lauflänge: 104 Minuten
Freigabe: FSK 16
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1960
Regie: Alfred Hitchcock
Drehbuch: Robert Bloch (novel) Joseph Stefand (screenplay)

Janet Leigh als Marion
Quelle: Kauf DVD
Copyright:
Universal Studios
"Der beste Freund eines Mannes ist seine Mutter."

"Psycho" ist einer der Filme, von denen man einiges kennt, ohne ihn überhaupt gesehen zu haben. Jeder hat schon mal einen Ausschnitt der Duschszene gesehen, die Musik, die dabei zu hören ist, ist auch allen bekannt.

Der Film gehört zu den bekanntesten und meistzitierten Filmen von Hitchcock, wenn nicht aller Filme. (Der folgende Text enthält kleine Spoiler.)

Handlung
Marion (Janet Leigh, Mutter von Jamie Lee Curtis) will ihren Freund Sam heiraten, hat aber nicht die finanziellen Mittel dafür. Sie arbeitet als Sekretärin und wird beauftragt eine hohe Geldsumme eines Kunden auf der Bank einzuzahlen. 

Marion nutzt die Gelegenheit um alles hinter sich zu lassen. Sie nimmt das Geld und meldet sich am nächsten Morgen krank. Mit dem Auto verlässt sie die Stadt. Von Zweifeln geplagt wechselt sie den Wagen. Die Angst erwischt zu werden bereitet ihr großen Kummer...


Als sie eines Nachts von starkem Regen erwischt wird, stoppt sie bei einem Motel und will dort die Nacht verbringen. Sie lernt dort Norman Bates (Anthony Perkins) kennen, der das Motel führt.

Er wohnt mit seiner kranken Mutter in dem naheliegenden alten Haus. Marion ahnt nicht, dass sie in Gefahr ist, denn bald nähert sich ihr Mörder...

Entstehung
Marion auf der Flucht
Quelle: Kauf DVD
Copyright:  Universal Studios
Nach dem großen Erfolg "North by Nortwest", der im Grunde die von Hitchcock oft genutzte Geschichte des Verfolgten nur variiert, und "Vertico", der damals ein großer Misserfolg war, wollte Hitchcock sich an etwas ganz Neuem versuchen.

Der Roman "Psycho" von Robert Bloch basierte auf dem wahren Fall des Frauenmörders Ed Gein, zumindest lies Bloch sich davon inspirieren. Hitchcock kaufte günstig die Filmrechte des Romans. Er wollte das Publikum mit etwas ganz Unerwartetem schocken. Diese Art von Geschichten sah man damals üblicherweise nur in B-Movies, die auch oft sehr erfolgreich waren. Hitchcock wollte diesmal nicht wieder an einer Großproduktion arbeiten und wollte den Film auf einfacherem Weg drehen.

Er riskierte mit dieser für damalige Verhältnisse abstoßenden und grausamen Geschichte nicht nur seinen Ruf als Regisseur, dass Studio verweigerte ihm auch das veranschlagte Budget. So kam es, dass er den Film mit seiner selbst gegründeten Produktionsfirma finanzieren und zusätzlich einige Sparmaßnahmen hinnehmen musste.

Hitchcock nutze die vorhandene Filmcrew aus seiner Fernsehserie "Alfred Hitchcock Presents" und engagierte eher unbekannte Darsteller, er verzichtete damit auf bekannte Stars, was auch den Vorteil hatte, dass der Zuschauer vom Mord in der ersten Hälfte des Films überrascht werden konnte. In einer Nebenrolle spielte Hitchcocks Tochter Patricia.

Das überraschende Ende versuchte Hitchcock mit allen Mitteln vor Außenstehenden geheim zu halten. Bernard Herrmann komponierte den bekannten Soundtrack, der hauptsächlich aus Streichern besteht und den Film perfekt unterstreicht. Ohne die bekannte Musik würde der Film nicht so gut funktionieren.

Das berühmte Haus von Norman Bates
Quelle: Kauf DVD
Copyright: Universal Studios
Große Berühmtheit erlangte auch das Haus von Norman Bates. Es verleiht dem Film eine morbide und dunkle Atmosphäre.

Hitchcock hatte einige Probleme mit der Zensurbehörde. Es war damals eine Unsitte im Film ein Klosett zu zeigen.

Die Szene als Marion etwas im Klo herunter spült, sollte laut Behörde raus geschnitten werden. Hitchcock konnte die Verantwortlichen dennoch umstimmen, da die Szene ein für die Handlung wichtiges Detail beinhaltete.


Hier geht es zu unserem Special: Wie Hitchcock das moderne Kino beeinflusste



Die Duschszene
Noch bekannter ist wahrscheinlich die Duschszene: Hitchcock drehte die Szene in einer ganzen Woche, sie dauert im Film nur 2 Minuten. In der Szene wird die Hauptperson, unerwartet früh, ermordet. In einer schnellen Schnittfolge wird der Mord gezeigt.

Das Besondere daran ist, dass der Zuschauer alle wichtigen Objekte des Mordes sieht: Das Opfer, der Täter (wenn auch nur angedeutet) und die Mordwaffe. Aber es wird eben alles nur angedeutet.


Der Mörder in der Duschszene
Quelle: Kauf DVD
Copyright: Universal Studios
Niemals sieht man wie das Messer eindringt. Der Zuschauer denkt trotzdem er hätte den Mord genau gesehen. Die Illusion wird durch den geschickten Schnitt erzeugt. Hier kommt auch die bekannte Musik zum Einsatz.

Das Ende
Für die damaligen Kinogänger war das Ende des Films wahrscheinlich unglaublich erschreckend und sehr überraschend. Unerwartet war, als man das ersten Mal die Mutter sieht und was darauf hin passiert. Die letzte Einstellung vor dem Schluss ist auch sehr genial gefilmt. Man sieht das Gesicht des lachenden Anthony Perkins (siehe unteres Bild).

Cameo
Alfred Hitchcocks spielt, wie in den meisten seiner Filme, in einer Szene eine Statistenrolle. Am Anfang seiner Filmkarriere spielte er selbst diese Rollen aus Zeit- und Kostengründen. Im Laufe der Zeit wurde es Tradition, dass er mindestens in einer Szene in jedem seiner Filme zu sehen ist.

Er lag Wert darauf, dass er hier selbst sehr früh zu sehen ist. Viele Zuschauer achteten bereits von Anfang an seiner Film auf seinen Cameo, um ihn nicht zu verpassen. Da er hier diese Szene an den Anfang legte, sorgte er dafür, dass sich das Publikum wieder auf die Handlung konzentrierte und nicht mit der Suche nach ihm abgelenkt wurde.

"Entschuldigen sie, dass es so lange gedauert hat. Ich war im Haus drüben, meiner Mutter geht es nicht sehr gut."

Erfolg
Alfred Hitchcock gelang mit "Psycho" ein großer Erfolg beim Publikum und schuf einen wegweisenden Thriller und Horrorfilm. Auch nachhaltig war der Film äußerst erfolgreich. "Psycho" ist Hitchcocks erfolgreichster und bekanntester Film. Viele Regisseure wurde von ihm inspiriert.

"Psycho" führte eine neue Art von Horrorfilm ein. Filmhistorisch kann man ihn als ersten Slasher-Film ansehen. Auch die von den Taten des Ed Gein inspirierende Geschichte wurde mehrfach neu verfilmt. Die Filme "The Texas Chainsaw Massacre" und "Das Schweigen der Lämmer" variierten diese auf wahren Begebenheiten beruhende Handlung. Dort werden die Handlungen von Ed Gein in anderer Form dargestellt.

Kritik

In der ersten Hälfte sehen wir Marion auf ihrer Flucht. Ihre Angst und Verzweiflung wird sehr deutlich durch die Kamera und den Soundtrack geschaffen. Janet Leigh gelang durch die passende Mimik den Zuschauern ihre Angst zu verdeutlichen. Anthony Perkins spielt sehr zurückhaltend den jungen Motelbesitzer.

Als sehr überraschend die eigentliche Hauptperson ermordet wird wechselt die Perspektive des Film. Wir sehen nun wie Norman Bates handelt und es wird klar was sich wirklich hinter seinem Spiel verbirgt. Es werden weitere Personen eingeführt. Lila und Sam machen sich auf die Suche nach der verschwundenen Marion.

Anthony Perkins als Norman Bates
Quelle: Kauf DVD
Copyright: Universal Studios
Der Film hat alles was ein richtiger Hitchcock-Film benötigt: Einen McGuffin, eine Blondine, Suspense-Szenen, das Thema des Verfolgten, einen starken Bezug zur Mutter und das symbolische Spiel mit Symbolen und Schatten.

Der große Erfolg des Film lässt sich auf die überraschende Wendung in der Mitte des Films zurückführen. Ebenso an der stilvollen Inszenierung Hitchcocks, die den Zuschauer das Fürchten lehrt, aber nie in auf reine Blut vergießende Szenen setzt.

Die Musik von Bernard Herrmann verlieh dem Film die nötige Wirkung. Weltweite Bekanntheit erlang die bekannte Musik in der Duschszene. Einen anderen Teil des Soundtracks wurde auch für den Film "Re-Animator" von Stuart Gordon verwendet.


Fazit
"Psycho" gilt als wichtigster Hitchcock Film, der auch einen hohen Stellenwert in der Filmgeschichte inne hat. 

Jeder Filmliebhaber und Horrorfan, Jeder, der sich für Filmgeschichte und die Entstehung des modernen Horrorfilm interessiert sollte diesen Film gesehen haben.

"Sie ist weder verrückt, noch wahnsinnig oder tollwütig oder so. Sie ist höchstens ein wenig bösartig und auch nur manchmal. Aber sind die Vernünftigen nicht auch bösartig? Sind Sie es nicht auch manchmal?"


Bewertung





Autor: Marcel Hisge


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