Donnerstag, 10. Dezember 2015

Adams Äpfel


Adams æbler (Adams Äpfel)
Lauflänge: 94 Minuten
FSK: ab 16 Jahren
Produktionsland: Dänemark
Produktionsjahr: 2005
Drehbuch: Anders Thomas Jensen
Regie: Anders Thomas Jensen


"Sehr gut Adam - Ist die richtige Einstellung. Aus so einer Einstellung entstehen Kuchen!"

Quelle: Kauf-DVD; © Delphi Filmverleih.
Im Vertrieb der EuroVideo Bildprogramm GmbH
Mit diesem Film zeigt unser Nachbarland dem deutschen Zuschauer, dass gute Filme nicht nur aus den USA kommen müssen und selbst ein Land wie Dänemark einen mutigen, bösen, gleichzeitig sogar lustigen Film machen kann, der einen hohen Anspruch hat und der kein Genre-Film mit geringem Budget sein muss.

Der Film war ein Erfolg in Dänemark. So etwas entsteht hier in Deutschland immer seltener. Selbst in Schweden, Frankreich und Spanien ist so etwas möglich, warum nicht hier?

Handlung (leichte Spoiler enthalten)
Ivan (Mads Mikkelsen, Casino Royal) ist ein Pfarrer auf dem Land, der in seiner kleinen Gemeinde einige Kriminelle wieder in die soziale Gemeinschaft einführt. Unter seinen Fittichen ist der Trinker, Kleptomane und Triebtäter Gunnar (Nicolas Bro), der Tankstellenräuber Khalid (Ali Kazim) und die Alkoholikerin Sarah (Paprika Steen). Als Adam (Ulrich Thomsen, Nightwatch), ein überzeugter Neonazi, zur Resozialisierung Ivan´s Gemeinde aufsuchen muss, ändert sich das Leben von allen Beteiligten.

Zu Beginn wird Adam von Ivan gefragt, was er hier tun möchte, was sein Ziel ist. Er überlegt kurz und antwortet geschickt mit: "Ich will einen Apfelkuchen backen." Die Äpfel will er vom Apfelbaum aus dem kirchlichen Garten nutzen. Es folgen einige Gefährdungen für den Baum und seine Früchte: Raben, Würmer und ein Blitzschlag. Ebenso entstehen einige Schwierigkeiten zwischen Adam und dem Pfarrer Ivan.

Ivan ist ein fröhlicher Mensch, der es allen Recht macht und auf jedes Problem eine einfache Lösung parat hat. Nichts kann seine Gutmütigkeit erschüttern. Adam kann diese Gutmütigkeit nicht verstehen und kämpf dagegen an, er will mit allen Mitteln Ivan brechen. Durch dieses Vorhaben deckt er immer mehr Ivans Vergangenheit auf, die selbst Adam erschüttert. An einem gewissen Punkt angekommen, an dem Ivan aufhört an Gott zu glauben, stellt Adam seine eigenen Taten in Frage und versucht alles wieder ins Lot zu bringen...

Ivan: "Warum tust du mir das bloß an?"
Adam: "Weil ich schlecht bin und du kannst nichts dagegen machen."


Kritik
Quelle: Kauf-DVD; © Delphi Filmverleih.
Im Vertrieb der EuroVideo Bildprogramm GmbH
Adams Äpfel ist eine bitterböse schwarzhumorige Komödie mit einem großen Schuss Drama. Allein die Konstellation der Charaktere ist schon bemerkenswert. Die Geschichte beinhaltet ausschließlich gestörte Charaktere, ein Pfarrer, der alles Schlechte in der Welt unterdrückt, ein Neonazi, ein trinkender und stehlender Triebtäter, ein Tankstellenräuber und eine Alkoholikerin.

Der Regisseur arrangiert daraus eine lockere schwarze Komödie, die sich im Verlauf zu einem Drama formt. Die Charakter werden vorgestellt und bleiben im Film immer interessant. Besonders die schwierige Beziehung zwischen Ivan und Adam. Es bleibt jederzeit spannend wie weit Adam wirklich gehen wird und was mit Ivan geschehen sein muss. Als Adam sein Gewissen entdeckt und versucht Ivan wieder auf den rechten Weg zu führen, dreht sich die Geschichte fast um: Adam wird zum gutmütigen Menschen, seine unterdrückte Gutmütigkeit kommt zum Vorschein.

"Hast du die Kekse gemessen?"

Geschickt werden schlechten Vorzeichen eingebaut: Der Baum wird von Raben befallen, die die Äpfel fressen, ebenso nisten sich Würmer in den Äpfel ein. Adam zeigt sich erst unbeeindruckt. Immer wieder fällt eine Bibel auf den Boden, die auf einem Schrank neben der Tür in seinem Zimmer liegt. Immer wieder fällt bei jedem Zuschlagen der Tür die gleiche Seite auf. An dem entscheidenden Punkt der Geschichte wird Adam darin lesen.

Diese "Vorzeichen" verlaufen als Hinweise auf den Verlauf von Ivans Glauben oder seine Gutmütigkeit. Als der Baum zerstört wurde, liegt auch Ivan verwundet am Boden. Als die Äpfel immer weniger werden, verliert auch Ivan seine letzte Hoffnung. Erst als Adam seinen Apfelkuchen backt, gibt es für Ivan wieder einen Sinn im Leben.

Im Film wird besonders der Humor großgeschrieben. Immer wieder gibt es Running Gags, wie das Herunterfallen von Hitlers Bild. Es gibt lustige Sprüche am laufenden Band, besonders von Khalid.


Quelle: Kauf-DVD; © Delphi Filmverleih.
Im Vertrieb der EuroVideo Bildprogramm GmbH
Trotz der dramatischen Handlung wirkt der Humor nie unpassend. Die Eigenarten der Charaktere werden immer wieder mit lustigen Momenten verdreht, gerade der rechtsradikale Adam wird als Nazi von Ivan völlig ignoriert.

Ivan: "Ist das ein gut aussehender Mann! Dein Vater?"
Adam: "Das ist Hitler!"

Immer wieder entstehen solche komischen Situationen.

Neben dem Humor gibt es im Film auch einige wenige Gewaltspitzen, die zwar recht blutig ausfallen, aber nie zum Selbstzweck verkommen und für die Geschichte von Nöten sind. 

Der Film wurde sehr stilvoll vom Kameramann eingefangen. Die Geschichte wird flüssig und ohne Längen erzählt. Jede Szene ist wichtig für die Handlung.

Die Darsteller
Alle Schauspieler bieten eine realistische und humorvolle Darstellung, die aber bei aller Komik und der düsteren Geschichte, ernst bleiben müssen. Natürlich muss man hier Mads Mikkelsen hervorheben, der seine Rolle jederzeit glaubhaft wiedergibt. Immer gutmütig und fröhlich, später verzweifelt und ernst. Ebenso wunderbar spielt Ullrich Thomsen seine Rolle als Adam. Er ist immer schlecht gelaunt und sehr ernst. Sehr glaubhaft wirkt sein Auftreten als Nazi. Aber als er später seinen Glauben an das Schlechte verliert, wird es mit der richtigen Feinfühligkeit von Thomsen dargestellt.

Fazit
Adams Äpfel ist eine schwarzhumorige Komödie, die nie albern wirkt oder in eine reine Standard-Komödie verfällt. Der Film besitzt eine Handlung, die gerade für eine Komödie ein hohes Maß an Anspruch besitzt.


Quelle: Kauf-DVD; © Delphi Filmverleih.
Im Vertrieb der EuroVideo Bildprogramm GmbH
Eine böse Komödie mit Tiefe, die ungewöhnlich für dieses Genre ist. Oder auch ein Drama, das so locker und humorvoll selten zu sehen war. Trotz der düsteren Handlung wirkt der Film immer positiv und am Ende bleibt ein gutes Gefühl in einem. Die Mischung aus gewalttätigem Drama und schwarzer Komödie zeigt so seine funktionierende Wirkung. 

Gunnar: "Er hat meinen Kater erschossen!"

Ivan: "Nein, wir dürfen uns nicht immer wegen jeder Kleinigkeit gegenseitig beschuldigen. Er war des Lebens überdrüssig und da war unsere kleine Schießerei eine gute Gelegenheit Abschied zu nehmen."


Bewertung





Autor: Marcel Hisge

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