Freitag, 27. November 2015

GoodFellas


GoodFellas (GoodFellas - Drei Jahrzehnte in der Mafia)
Lauflänge: 146 Minuten
FSK: ab 16 Jahren
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1990
Regie: Martin Scorsese
Drehbuch: Nicholas Pileggi (auch Roman), Martin Scorsese


Henry: "Solange ich denken kann, wollte ich schon immer Gangster werden!"


Die Freude ist groß nach einem gelungenem Raub
Quelle: Kauf DVD; © Warner Bros. Entertainment Inc.
Im Jahr 1990 kam Martin Scorsese's "GoodFellas" in die Kinos und zeigte im Gegensatz zu Filmen wie "Der Pate" nicht nur die die glamouröse Seite des Mafialebens, sondern auch die Schattenseiten und die Schwierigkeiten aus dieser "Familie" wieder auszusteigen.

Hier wird ein weniger romantisches Bild der Mafia dargestellt, das Leben als Mitglied der Mafia wird in allen Details und Facetten aufgezeigt. "GoodFellas" wurde zum wichtigen Klassiker des Mafia-Films.

Handlung
Der erst 11-jährige Henry Hill (Ray Liotta) wohnt in den 1950er Jahren mit seiner Familie in Brooklyn, New York und träumt vom luxuriösen Leben als Gangster der ansässigen Mafia. Seine frühe Karriere als Mobster der Cosa Nostra fängt an, als er kleinere Botengänge für die Paul Cicero macht und sich oft bei ihnen aufhält. Cicero, auch Paulie genannt, ist der Caporegime der Lucchese-Familie. Henry geht nun nicht mehr zur Schule und hat sich schon als Jugendlicher ein beachtliches Taschengeld erarbeitet.


Er lernt seine späteren Freunde Jimmy Conway (Robert De Niro) und Tommy DeVito (Joe Pesci) kennen und steigt weiter auf. Mit Brandanschlägen und Erpressungen kommt er zu noch mehr Geld. Henry lernt seine spätere Frau Karen kennen mit der er zwei Kinder bekommt. Er muss eine zeitlang einsitzen und kommt mit dem Drogenhandel in Berührung.

Der regelmäßige Drogenkonsum und sein paranoides Verhalten bestimmen immer mehr sein Leben. Er verliert zusehends seinen gehobenen Status in der Familie, auch da er Paulie hintergangen hat. In der Mafia wird er als Risiko betrachtet, aus diesem Grund sieht er seinen einzigen Ausweg darin als Kronzeuge gegen seine ehemaligen Freunde auszusagen...

Henry: "Pauli bewegte sich vielleicht langsam, aber bloß weil er es einfach nicht nötig hatte, sich für irgendjemanden zu bewegen."


Henry im Gespräch mit Paulie
Quelle: Kauf DVD; © Warner Bros. Entertainment Inc.
Kritik
"GoodFellas" basiert auf dem Buch "Wise Guy" von Nicholas Pileggi. Er beschreibt darin die wahren Begebenheiten von Jimmy Burke, Thomas DeSimone, Paul Vario und Thomas Agro.

Martin Scorsese erschuf ein inhaltlich und inszenatorisches Meisterwerk des Gangster-Film-Genre. Er lässt die Geschichte von der Hauptfigur Henry aus dem Off erzählen. In manchen Szenen wechselt die erzählende Stimme auf seine Frau Karen. Sie gibt einige Dinge, wie z.B. ihre Hochzeit aus ihrer Sicht wieder. Der innovative Schnitt und die exzellente Kameraführung werden von Scorsese perfekt arrangiert und unterstützen die fließende Handlung. 

Die Dramaturgie ist so gestaltet, dass der Film immer spannend bleibt und die Geschichte ohne Längen weitererzählt wird. Dem Zuschauer wird das Leben von Henry detailliert aufgezeigt. Wir erleben seinen Aufstieg und auch seinen Fall im organisierten Verbrechen.

Man darf hier keinen Thriller oder Actionfilm erwarten, es gibt keine der üblichen Spannungsszenen. Die Spannung entsteht hier aus den differenzierten Beziehungen der Charaktere und dem Einblick in die Welt der Mafia. Auch ist die Inszenierung im Gegensatz zum Thriller absolut locker definiert. Es ist unglaublich wie lässig Scorsese hier die Geschichte über illegale Machenschaften ablaufen lässt, als wäre es das natürlichste der Welt Schutzgelder zu erpressen oder sein Restaurant in Flammen aufgehen zu lassen um die Versicherungssumme zu kassieren.

Es ist einfach spannend zu sehen wie die Karriere von Henry verläuft. Auch die ganzen Charaktere und deren Beziehungen innerhalb der Familie sind großartig dargestellt.

Die eingesetzte Musik gibt mit Hilfe bekannter Popsongs das jeweilige Jahrzehnt passend wieder.

Henry: "Wenn wir was wollten, nahmen wir uns es einfach. Wenn sich jemand ein zweites Mal beschwerte, wurde er so übel zugerichtet, sie können mir glauben, die beklagten sich nie wieder. Es war eben alles Routine, man hat gar nicht mehr darüber nachgedacht. Es gehörte eben alles zum Geschäft, was soll man noch lange darüber nachdenken."


Die Plansequenz im Copacabana-Club
Quelle: Kauf DVD; © Warner Bros. Entertainment Inc.
Die Kamera
Besonders stilvoll wird die Kamera von Michael Ballhaus eingesetzt. Berühmt wurde die Szene als Henry seine verabredete Karen in dem überfüllten Copacabana-Club ausführt. 

Die Kamera folgt ihnen bei der Einlassschlange angefangen durch die Hintertür, die Küche entlang bis an einem vom Personal extra für das Paar gebrachten Tisch. Es ist beeindruckend zu sehen wie perfekt diese 3-minütige Plansequenz durchdacht ist, da sie den langen Weg ohne Schnitt auskommt. 

Mit Hilfe der relativ neuartigen Steady-Cam konnte diese wundervolle Szene realisiert werden. Damals galt sie als längste Plansequenz der Geschichte. 

Die Gewalt
Scorsese lässt seine Protagonisten in den entsprechenden Szenen drastische Gewalt ausüben. Die Figuren, alle wichtige Mitglieder der Mafia, sind böse Menschen, jederzeit bereit Blut zu vergießen um das Geschäft zu schützen.

Dem Zuschauer wird es schwer gemacht sich mit einer Person zu identifizieren, von der ersten Szene an weiß der Zuschauer, dass er es mit gewaltbereiten Männern zu tun hat. Besonders sticht hier Tommy, gespielt vom großartigen Joe Pesci, hervor, der in einigen Szenen regelrecht überschnappt und sein Gegenüber seine exzessiven Gewaltausbrüche spüren lässt.

Die im Film von den Hauptpersonen ausgeübte Gewalt soll im Gegensatz zu den Taten der realen Personen noch untertrieben sein. 

Die Darsteller
Besonders treten die drei Hauptcharaktere aus der Darstellergarde heraus: Ray Liotta als Henry, Robert DeNiro als Jimmy und Joe Pesci als Tommy. Liotta, der damals noch relativ unbekannt war, überzeugte als charismatischer Henry, der schier beeindruckt vom luxeriösen Leben der Cosa Nostra und auch wenn nötig zu heftiger Gewalt bereit ist.

Robert DeNiro überzeugt, wie in allen seiner Filme, als Gangster und hier als Vorbildmobster für Henry. 


Joe Pesci in der "Findest du mich komisch"-Szene
Quelle: Kauf DVD; © Warner Bros. Entertainment Inc.
Joe Pesci, schon auffallend gut in Scorseses "Raging Bull", wurde durch den Kino-Hit "Kevin allein zu Haus" einem größerem Publikum bekannt. Hier spielt er den launischen Gangster Tommy, der alle anderen Darsteller glatt an die Wand spielt.

Besonders in der improvisierten "Findest du mich komisch"-Szene zeigt er all seine Register: Erst fröhlich gelaunt unterhält er sich als Freund in geselliger Runde und wird plötzlich sehr ernst und fragt ob Henry ihn komisch findet. Er fragt immer weiter, wird noch ernster bis er seine Pistole rausholt und damit hantiert. Die Situation ist kurz vorm Eskalieren bis Pesci wieder lacht und sich diese absolut überzeugende Streitigkeit als Scherz entpuppt.

Auch die Szene als er den jungen Spider (Michael Imperioli) unwürdig behandelt und ihm zuerst sogar in den Fuß schießt und das nur zu seinem Vergnügen, ist absolut beängstigend und überzeugend verkörpert.

Das sind alles Darsteller die ihre Rollen nicht spielen, nein, sie leben diese. Viele aktuelle Stars, auch die erfolgreichen deutschen Schauspieler, sollten mal versuchen daran anzuknüpfen. Das hier ist wahre Schauspielkunst!

Tommy: "Was heißt das, ich bin komisch? Was meinst du damit, meinst du die Art wie ich rede oder was?"


Wissenswertes
Der Film diente als Vorbild der erfolgreichen und herausragenden Mafia-Serie "The Sopranos" mit dem unvergleichlichen James Gandolfini, der im Jahr 2013 viel zu früh verstarb (RIP). So verwundert es nicht, dass einige Darsteller aus "GoodFellas" auch in "The Sopranos" zum Teil in größeren Rollen zu bewundern waren. 

Darunter zählen allen voran Lorraine Bracco, Michael Imperioli und Tony Sirico. Auch Vincent Pastore, Frank Vincent, Chuck Low und Tony Darrow konnten für Nebenrollen in der Serie engagiert werden.



Jimmy und Henry auf dem Höhepunkt der Karriere
Quelle: Kauf DVD; © Warner Bros. Entertainment Inc.
Fazit
"GoodFellas" gilt als großer Klassiker des Gangsterfilm. Jeder der sich für dieses Genre oder generell für die wichtigsten Film-Produktionen der Geschichte interessiert, sollte dieses Meisterwerk gesehen haben.

Henry: "Das schwerste für mich war es dieses Art zu Leben aufzugeben. Ich liebe dieses Leben immer noch und wir wurden behandelt wie Filmstars mit Leibwächtern. Wir hatten alles, wir brauchten es nur anzufordern.

Unsere Frauen, Mütter, Kinder, alle kamen vorbei. Ich hatte große Papiertüten voll mit Juwelen verstaut, ich hatte eine Zuckerdose voll mit Kokain neben dem Bett.

Alles was ich haben wollte war nur ein Telefongespräch weit entfernt, kostenlose Autos, Schlüssel zu einem Dutzend Schlupfwinkel überall in der Stadt. An einem Wochenende wettete ich Zwanzig, Dreißig Riesen und verpulverte dann innerhalb einer Woche entweder die Gewinne oder ich ging zu den Haien um die Buchmacher zu bezahlen. Es spielte keine Rolle.

Wenn ich pleite war zog ich einfach los und raubte etwas mehr. Wir mischten überall mit. Wir schmierten die Bullen, wir schmierten die Anwälte, wir schmierten die Richter. Darauf war Verlass, alle hielten die Hand auf. Mit Geld klappte einfach alles."


Bewertung





Autor: Marcel Hisge

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