Sonntag, 22. November 2015

Deadwood


Deadwood
Staffeln:  (36 Folgen)
Laufzeit: ca. 50 Min. pro Folge
FSK: ab 16
Produktionsland: USA 
Produktionsjahr: 2004 - 2006
created by: David Milch


"Welcome to fucking Deadwood!"


Quelle: Kauf-DVD; © Home Box Office, Inc.
Ähnlich wie schon zu dem Film "Die Ermordung des Jessi James durch den Feigling Robert Ford" von uns geschrieben wurde, zeigt auch Deadwood keine typischen Western-Elemente, sondern zeichnet ein realistisches Bild historischer Personen und deren Handlungen.

Somit ist die Serie Deadwood ein Charakterdrama basierend auf realen Geschehnissen zur Zeit der Revolverhelden, Goldsucher und Saloons...

Handlung
Im Jahr 1876 reist der friedliebende ehemalige Sheriff Seth Bullock (Timothy Olyphant) mit seinem loyalen Partner Sol Star (John Hawkes) nach South Dakota um in dem Camp Deadwood einen Eisenwarenladen zu eröffnen.

Die noch provisorisch angelegte Siedlung wurde auf Grund eines besagten hohen Goldvorkommens gegründet.

Zu dieser Zeit ist das Camp noch unabhängig und liegt einzig unter der Schirmherrschaft des Saloonbesitzer Al Swearengen (Ian McShane), der alle wichtigen geschäftlichen und politischen Entscheidungen trifft und auch mit unmoralischen Mitteln um seine Macht kämpft. In seinem Saloon "The Gem" betreibt er auch das lukrative Geschäft der Prostitution mit seinen angestellten Huren wie z. B. Trixie (Paula Malcomson aus Sons of Anarchy).

Al zieht im Camp alle Fäden, keine großen Entscheidungen werden ohne ihn gefällt. Er lenkt alle Personen in die Richtung, die er haben will.


Wild Bill Hickcok mit Seth Bullcock vor einem Duell
Quelle: Kauf-DVD; © Home Box Office, Inc.
Weitere wichtige Charaktere sind der Arzt Cochran (Brad Dourif, Herr der Ringe), der Saloonbesitzer Cy Tolliver (Powers Boothe, 24), die Goldminenbesitzerin Alma Garret (Molly Parker aus House of Cards), der ernannte Bürgermeister Farnum (William Sanderson), Bullocks Ehefrau Martha (Anna Gun aus Breaking Bad) und der Journalist Merrik (Jeffrey Jones).

Eine kleine Sensation für alle Bewohner von Deadwood ist als der berühmte Revolverheld Wild Bill Hickok (Keith Carradine) mit seinen Freunden Calamity Jane (Robin Weigert) und Charlie Utter (Dayton Callie aus Sons of Anarchy) in das Camp kommt.

Wegen vielen geschäftlichen, politischen und persönlichen Probleme wird das Leben der wichtigen Personen wie Al Swearengen, Seth Bullock und Cy Tolliver nicht einfach. Persönliche Auseinandersetzungen zwischen den Personen erschweren zudem für einige Zeit eine respektvolle Zusammenarbeit.

Spätestens als der skrupellose Geschäftsmann George Hearst nach Deadwood kommt müssen sich Al, Seth und die weiteren Einwohner des Camps zusammentun, um sich mit dieser neuen Gefahr für das laufende Geschäftswesen auseinanderzusetzen...

"Announcin' your plans is a good way to hear god laugh."


Ian McShane als Al Swearengen
Quelle: Kauf-DVD; © Home Box Office, Inc.
Kritik
Deadwood ist eine spannende und äußerst unterhaltsame Western-Drama-Serie, die mit einem teuer errichteten Set des Camps und den vielen großartigen Darstellungen überzeugt. Die Serie lässt sich für alle Charaktere viel Zeit, bleibt aber dabei stets spannend. Hier wird ein realistisches Bild der historischen Gegebenheiten dargestellt.

Die Folgen bauen immer einander auf und es kann sich somit eine anspruchsvolle und weitläufige Geschichte entwickeln. Durch die vielen Charaktere und verschiedenen Handlungsstränge ist die Serie relativ komplex, aber die Handlung bleibt im Verlauf der Serie übersichtlich. Auch die Masse an Personen ist einem irgendwann geläufig.

Die Serie ist kein typischer Western mit Duellen und der Jagd nach Indianer, nein, hier ist das Figuren-Ensemble im Vordergrund mit ihren Machtkämpfen und Gefahrensituationen. Die Geschichte vereint mit ihren Nebenhandlungen verschiedene Genre, wie den Krimi, den Thriller oder auch den Gangster-Film im Westerngewand.

Auch wenn es sich erst einmal seltsam anhört, kann man Deadwood eher mit den Sopranos vergleichen als mit den Zwei glorreichen Halunken: Ein relativ komplexes Handlungskonstrukt mit vielen Charakteren, die ihre Macht erhalten und das Camp zu einer legalen Stadt errichten wollen. 

Oft kann das, aus Sicht der führenden Charaktere, nur mit Blutvergießen erreicht werden. In den entsprechenden Szenen blendet die Serie nicht weg, sondern zeigt die im Kontext nötigen Gewaltausbrüche. Auch in Bezug auf Sex ist die Serie vergleichsweise zeigefreudig. Hier wird nichts beschönigt, man erhält einen Einblick in den damaligen Alltag.

"San Francisco Cocksucker!"


Der skrupellose Saloonbesitzer Cy Tolliver
Quelle: Kauf-DVD; © Home Box Office, Inc.
Darsteller
Alle Schauspieler überzeugen in ihren Rollen und dadurch gelingt die Serie als großes Drama. Jeder Charakter ist nicht von Grund auf gut oder böse, hier werden sie von jeder Seite beleuchtet.

Besonders hervorzuheben sind hier Ian McShane als Al Swearengen, der wenn es sein muss auch über Leichen geht. Seine vielschichtige Darstellung wird jeden Zuschauer beeindrucken. McShane spielt seine Rolle auf eine unnachahmliche Weise, meist sehr ernst und schlecht gelaunt, immer charismatisch und im Vordergrund und jeder Zeit seine volle Macht zeigend.

Skurril sind besonders seine sexuellen Vorlieben, die er täglich braucht um seine gut überlegten geschäftlichen und politischen Entscheidungen zu planen. Der viel zu unbekannte Ian McShane reiht sich so neben Darstellungen von diabolischen und soziophatischen Charakteren wie Tony Soprano (Die Sopranos) und Francis Underwood (House of Cards) ein.

Al Swearengen ist böse, er ist einer der fiesesten Menschen in Deadwood und doch schließen wir ihn in unser Herz, freuen uns über jede seiner Szenen und gehen mit ihm durch jede Situation in dem er doch noch einen gemeinen Spruch bringen kann.

Timothy Olyphant mimt Seth Bullock, der hier die einzige positive Identitätsfigur zu sein scheint, mit dem Hang zum Gesetz. Er ist meist sehr ruhig und friedvoll, zeigt aber auch seine dunkleren Seiten, wenn er dazu gebracht wird. Anfangs wird er eher zurückhaltend und sich nur um seine eigenen Machenschaften kümmerten Menschen gezeigt, der im Verlauf der Serie mit allen Mitteln versucht Recht und Ordnung in das Camp zu bringen.

Der neu nach Deadwood gekommene Cy Tolliver wird beeindruckend von Powers Boothe verkörpert. Er eröffnet einen neuen Saloon und ist somit unmittelbar ein Konkurrent von Al Swearengen. Tolliver gewinnt an Macht durch seine sehr blutigen Taten. Diese werden sehr glaubhaft von Boothe gespielt.


Die raue, ordinäre und immer betrunkene Calamity Jane
Quelle: Kauf-DVD; © Home Box Office, Inc.
Sehr gut wird auch die weibliche Revolverheldin Calamity Jane von Robin Weigert verkörpert. Ihre raue und sehr unfeminine Art ist wirklich unglaublich gut dargestellt. Auch der von ihr gesprochene Dialekt (Nur in der Original-Sprachfassung), der mit reichlichen Kraftausdrücken angereichert ist, passt gut zu der rauen Figur. Zusätzlich ist sie ständig betrunken und lässt dies auch jeden anmerken.

Die reiche Goldminenbesitzerin Alma Garret, gespielt von Molly Parker, ist das Gegenteil von Jane. Sie ist sehr feminin und sie handelt immer mit höflichsten Manieren. Sie ist für die Handlung eine der Schlüsselfiguren.

Brad Dourif, der sonst eher psychopathisch veranlagte Nebenrollen spielt, mimt hier den immer unter Druck stehenden Arzt Doc Cochran, der auf seine direkte und gelehrte Art versucht, die Einwohner von Deadwood vor Krankheiten und Wunden zu heilen.

"How's that pussy-lotion? Should I try some on my ass?"

Realitätsbezug
Die in der Serie zu sehenden Figuren beruhen hauptsächlich auf real existierenden Personen, die damals in Deadwood gelebt haben. Es werden auch zu der Zeit aktuelle Problemsituationen aufgezeigt, darunter gehören z. B. die Ausbreitung der Pest, mysteriöse neuartige Krankheiten sowie politische Wahl- und Machtkämpfe. 

Ausstattung
Die Handlung bleibt die meiste Zeit über im Camp. Das detailreiche Set überzeugt, alles wirkt real. Deadwood ist schmutzig, die Gassen sind voll Schlamm, die Kostüme sehen getragen aus. Die Bauten waren damals für HBO sehr aufwendig und Deadwood war damals eine der teuersten Serienproduktionen.


Absetzung
Alma im Gespräch mit Doc Cochran
Quelle: Kauf-DVD; © Home Box Office, Inc.
Durch weitere Verpflichtungen von David Milch und der zu hohen Kosten wurde die Serie nach 3 Staffeln abgesetzt, das zum Missfallen der Zuschauer. Die Serie endet offen. Alle wichtigen Handlungsstränge werden nicht abgeschlossen und man kann nur erahnen wie alles endet, ob positiv oder negativ für das Camp und deren Einwohner.

Fazit
Deadwood bietet ein, in der Form, zuvor nicht zu sehendes realitätsnahes Bild des Wilden Westens. Wer mal mehr als einen typischen Western sehen will und ein anspruchsvolles Charakterdrama nicht scheut, sollte hier unbedingt reinschauen.

Der äußerst positive Gesamteindruck wird nur durch das sehr offene Ende getrübt, dass durch die Absetzung der Serie herbeigeführt wurde. Ein Sehen lohnt sich trotzdem.

"God rest the souls of that poor family, and pussy's half price for the next 15 minutes."

Bewertung





Autor: Marcel Hisge

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