Samstag, 14. November 2015

Blade Runner


Blade Runner
Lauflänge: 112 Minuten
FSK: ab 16
Produktionsland: UK, USA
Produktionsjahr: 1982
Regie: Ridley Scott
Drehbuch: Hampton Fancher, David Webb Peoples


"Das Licht, das doppelt so hell brennt, brennt nur halb so lange, und du hast für kurze Zeit unglaublich hell gebrannt, Roy."


Kauf DVD; © The Blade Runner Partnership
Nach dem großen Erfolg von ALIEN bot sich für Ridley Scott die Gelegenheit den Roman "Träumen Androiden von elektronischen Schafen?" von Philip K. Dick zu verfilmen.

Als "Blade Runner" in die Kinos kam, konnte er kein großes Publikum erreichen und galt als Flop. In den folgenden Jahren erreichte er für viele Zuschauer den Status eines wichtigen und stilprägenden Science-Fiction-Film.

Handlung
In naher Zukunft leben die Menschen in riesigen Städten. Die Welt ist von Chaos und Dunkelheit bestimmt. Deckard (Harrison Ford) ist ein Blade Runner, der "Replikanten" aus dem Verkehr zieht. "Replikanten" sind vom Mensch erschaffene Androiden, die äußerlich vom Menschen nicht zu unterscheiden sind. 

Durch verschiedene Tests kann Deckard "Replikanten" erkennen. Er soll vier Entflohene aufspüren und beseitigen. Die Replikanten, geführt von Roy (Rutger Hauer) wollen aber ihren vorherbestimmten Tod aufhalten und suchen deswegen ihren Schöpfer...


Kritik
Für Zuschauer, die ausschließlich aktuelle Action- und Science-Fiction-Filme schauen und einen spannungsgeladenen und schnellen Film erwarten, werden hier enttäuscht sein. Eben das bietet der Film nicht. Selbst für die damaligen Kinogänger wird es ein schwieriger Film gewesen sein.


Kauf DVD; © The Blade Runner Partnership
Es ist ein Science-Fiction-Film, der sich langsam aufbaut und die Spannung aus dem Verhältnis zwischen den Charakteren erhält. Dialoge gibt es wenig, oft sieht man nur die Bilder mit der hypnotischen Musik.

Der Film konzentriert sich weniger auf Spannung, die aus Aktionen entsteht, sondern mehr auf philosophische Fragen und der Interaktion zwischen Mensch und Replikant.

Es werden essenzielle Fragen aufgeworfen, wie z.B. "Wann kann man von Leben bei Objekten sprechen?", "Können Maschinen Gefühle haben?" oder weitere allgemeine Fragen um Leben und Tod.

Im Film werden die Maschinen, die Replikanten sehr menschlich dargestellt, sie fühlen, trauern oder sind wütend.

Besonders beeindruckend ist das lange Finale, in dem Roy seinen Verfolger Deckard jagt, also die Richtung der Geschichte ändert. Deckard muss bis auf das Dach eines Gebäudes hinauf flüchten. Die ganze Wut und Boshaftigkeit von Roy wird hier offenbart. Der Blade Runner ist hier das eigentliche Opfer, dem Replikant unterlegen, was Kraft und Ausdauer angeht.

Schlussendlich kann er sich nicht selbst retten und hier kommt die Überraschung des Finales: Eine rührender Monolog von Roy über das Leben und die Erkenntnis, dass er sterben muss.

Genre
"Blade Runner" ist ohne Zweifel ein Science-Fiction-Film, der aber seine visuelle Ausrichtung aus dem Film Noir entlehnt. Dunkle Charaktere mit Mäntel und Hüten, Femme Fatale, urbane Sets und (oberflächig gesehen) eine Detektivgeschichte.

Die Darsteller
Nach Erfolgsfilmen wie "Star Wars" und "Jäger des verlorenen Schatzes" erwartete der Zuschauer damals einen weiteren Film mit Harrison Ford als Held. Dem wird "Blade Runner" nicht gerecht. Ford spielt hier die Hauptrolle, ist aber eine sehr karge und verletzliche Person. Durch sein zurückhaltendes Spiel überzeugt er auch als Anti-Held.


Kauf DVD; © The Blade Runner Partnership
In weiteren Rollen sind damals eher unbekannte Darsteller besetzt worden, wie Sean Young (Dune), Edward James Olmos (Battlestar Galactica), Daryl Hannah (Kill Bill) und William Sanderson (Deadwood).


Besonders hervorzuheben ist vor allem Rutger Hauer (The Hitcher) als Replikant Roy, der seiner Rolle eine gewisse Bösartigkeit verleiht und jederzeit die Furcht um das eigene Leben zu vermitteln schafft.


Die Optik
"Blade Runner" ist ein Hochgenuss auf optischer und akustischer Ebene. Wie schon in ALIEN kreiert Ridley Scott überwältigende düstere Bilder mit wunderschöner Beleuchtung und innovativen Science-Fiction-Elementen. Hier wird eine dunkle Stadt gezeigt, in der nie ein Sonnenstrahl den Boden berührt.

In der unteren Welt laufen die Menschen in Scharen durch die Gassen, überall ist Werbung zu sehen, verschiedene Kulturen, Religionen, viele Sprachen durcheinander. Fliegende Autos durchqueren die Häuserschluchten. Die Reichen leben weit oben in neu geschaffenen Bauten. Dort bietet der Film das futuristischste Design.

Die Szenen sind immer mit vielen Details ausgestattet. Die mit viel Aufwand hergestellten Sets zeigen alle Einzelheiten dieser Zukunft, alles wirkt authentisch. Im Film spielt sich fast alles im Dunkeln ab. Man sieht in wenigen Szenen mal einen Sonnenuntergang, ansonsten bleibt es in dieser Zukunft stetig dunkel. Dem entsprechend werden die Charaktere teilweise im Schatten gezeigt.

Die Musik
Der Soundtrack wurde von Vangelis für den Film komponiert. Der Film erreicht seine Intensität mit Hilfe der atmosphärischen Synthesizer-Klängen, hypnotisch, düster, aber doch eingängig ohne gewöhnlich zu wirken. Die Musik ist hier ein wichtiger Bestandteil des Films, ohne ihn würde er so nicht funktionieren.


Kauf DVD; © The Blade Runner Partnership
Schnittfassungen
Die Kinofassung wurde entgegen von Ridley Scotts Willen mit einem Off-Kommentar von Harrison Ford unterlegt, um so die Handlung einfacher dem Zuschauer zu vermitteln. Auch wurde ein Happy-End eingefügt, das so nicht in den Film passen will. Dafür wurden entfallene Szenen aus "The Shining" genommen.

Jahre später konnte Scott seine Version (ohne Off-Kommentar und Happy End) veröffentlichen. Im Jahr 2007 erschien der "Final Cut" von Blade Runner. Diese endgültige Version, in dem das Bild und der Ton verbessert wurden und kleinere Fehler korrigiert wurden, stellt auch die zu bevorzugende Fassung dar.

Fazit
"Blade Runner" stellt ein Meisterwerk des Science-Fiction-Films dar und bietet atemberaubende Bilder mit wunderschönen Musik von Vangelis und interessanten Fragen um Leben und Tod. Der Film ist aber für viele Zuschauer sehr schwer zugänglich und kann langweilig wirken, wenn man die falschen Erwartungen hat. Mittlerweile ist "Blade Runner", trotz schwer zugänglicher Handlung und ungewöhnlicher Dramaturgie, ein angesehener Meilenstein der Filmgeschichte. Diesen Film sollte jeder Kinofreund und Science-Fiction-Fan gesehen haben.

"Ich habe Dinge gesehen, die ihr Menschen niemals glauben würdet. Gigantische Schiffe, die brannten, draußen vor der Schulter des Orion. Und ich habe C-Beams gesehen, glitzernd im Dunkel, nahe dem Thannhäuser-Tor. All diese Momente werden verloren sein, in der Zeit, so wie Tränen im Regen."


Bewertung





Autor: Marcel Hisge


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