Donnerstag, 27. August 2015

Es war einmal in Amerika


Once upon a Time in America (Es war einmal in Amerika)
Lauflänge: 229 Minuten (Extended director´s cut: 251 Minuten)
Freigabe: FSK 16
Produktionsjahr: 1984
Produktionsland: Italien, USA
Regie: Sergio Leone
Drehbuch: Leonardo Benvenuti, Piero De Bernardi,
Enrico Medioli, Franco Arcalli, 
Franco Ferrini, Sergio Leone


Noodles und seine Freunde auf Beutejagd
Quelle: Kauf DVD, Copyright: Regeny Entertainment (USA)
"Du wirst den Gestank der Straße nicht los. Das ist dein Problem."
"Ich mag den Gestank der Straße. Ich rieche ihn gern. Wenn ich ihn einatme, fühl ich mich wohler. Er steht mir auch gut."


Entstehungsgeschichte
In den 1960er Jahren erschien die Dollar-Trilogie mit Clint Eastwood und startete den großen Feldzug der Italo-Western oder auch abwertender als Spaghetti-Western bekannt.

Sergio Leone gab dem Western einen neuen Stil, raue Antihelden, die meist genauso schlechte Sitten hatten wie ihre Gegner.

Leone setzte seine Karriere mit dem Epos und dem Beginn seiner Amerika-Trilogie mit "Once upon a time in the West (Spiel mit das Lied vom Tod)" fort. Es folgt "Todesmelodie", der kein großes Publikum fand.

Als nächstes bereitete Sergio Leone sein Meisterwerk "Once upon a Time in America" vor. Von einem Roman begeistert, wessen Rechte er nicht bekommen konnte, lies er selbst ein Drehbuch verfassen.

Die Arbeiten dazu sollten viele Jahre andauern bis Leone sein OK dazu gab. Ebenso suchte Leone verzweifelt einen Produzenten und Geldgeber, der bereit dazu war, das umfangreiche Script zu finanzieren...

Bis es dazu kam hatte Leone sich den ganzen Film in seiner Vorstellung bereits visualisiert. Er konnte zu jeder Szene sagen, wie sie auszusehen hatte. Einmal sagte er zu einem seiner Writer, eine Person aus dem Drehbuch müsste in einer Szene noch 30 Sekunden sprechen. Die Person sollte, während sie von A nach B lief, sprechen. Leone konnte jede kleinste Szene aus seinen Gedanken heraus genau erklären und auch selbst darstellen.


Verschiedene Schnittfassungen
Once upon a Time in America erschien 1984 in den Kinos. Der Film wurde kein Erfolg beim Publikum, aufgrund der komplexen Erzählstruktur und der gigantischen Lauflänge von über dreieinhalb Stunden. In den USA wurde er aufgrund dessen auf 2 Stunden runter gekürzt und in eine chronologisch richtige Reihenfolge gebracht, was den Film seine ganze Bedeutung und Atmosphäre raubte. Ein Erfolg kam nicht zustande.

2012 gab Martin Scorsese die Restaurierung inkl. zusätzlicher Szenen in Auftrag, die auch Leone optimal für den Film fand und eigentlich all diese Szenen wichtig für die Story hielt. Der Film bietet nun eine Gesamt-Lauflänge von 250 Minuten. Die neu eingefügten Szenen bieten u. A. einen intimeren Einblick in Noddles Liebe zu Deborah.


Der Regisseur: Sergio Leone

Sergio Leone (rechts) erklärt die Szene am Set
Quelle: Kauf DVD, Copyright: Warner Bros.
Sergio Leone gehört für mich zu den bedeutsamsten Regisseuren aller Zeiten. Sein Stil ist unvergleichlich. Seine Filme bieten eine besondere Bildästhetik, weite Totalen und Close-Ups, langsame Erzählweise. 

Er kreiert die Geschichten mit einer besonderen Bildersprache und benötigt keine hektischen und schnellen Schnitte.Mit aller Zeit der Welt und der nötigen Feinfühligkeit kreiert er ein zeitloses Kino-Erlebnis. 

Angefangen von "Für eine Handvoll Dollar" bis hin zu "Es war einmal in Amerika" besitzen alle Filme einen besonderen Platz in der Geschichte des Films.

In seinen Filmen spielten bekannte Darsteller wie Clint Eastwood, Eli Wallach, Lee van Cleef, Henry Fonda, Claudia Cardinale, Charles Bronson, Robert de Niro und James Woods.


Leone verstarb, zu früh im Alter von 60 Jahren, 5 Jahre nach dem Erscheinen des Films an einem Herzinfarkt. Er drehte 7 Filme unter seiner Regie. Dies sollte sein letzter Film bleiben.


Handlung und Kritik (enthält Spoiler)
Once upon a Time ist ein in drei verschiedenen Zeit-Ebenen spielendes Epos über Freundschaft und Verrat. Der Film dauert mehr als 4 Stunden (Extended Director´s Cut) und wird zwischen den Zeit-Ebenen hin und her wechseln. Er beginnt im Jahre 1933. Noodles (Robert de niro) wird von Auftragskillern gesucht. Es beginnt ein monotones Telefonklingeln. Er flüchtet aus einer Opiumhöhle.

Noodles erfährt, dass seine Freunde in einem Raubüberfall getötet wurden. Die Szene wechselt in die Vergangenheit. Man sieht Noodles wie er den Telefonhörer abnimmt. Wunderbar wurde hier mit Geräuschen gearbeitet. Das minutenlange Telefonklingeln zeigt Noodles Gewissen auf, man sieht was es mit dem Telefonklingeln auf sich hat: Ein wichtiges Telefonat aus der Vergangenheit. Man wird später noch erfahren, was es damit auf sich hat.

Noodles kehr nach Jahren zurück 
und besucht einen Freund
Quelle: Kauf DVD, Copyright: Regeny Entertainment (USA)
Noodles taucht für 35 Jahre unter, mit dem Wissen, dass seine Freunde tot sind. Er kehrt im Jahr 1968 wieder nach New York zurück und besucht bekannte Orte aus seiner Vergangenheit auf. Er erinnert sich an seine Jugend im Jahr 1920, wie er seine Freunde, besonders Max, kennen lernte, ebenso wie seine Freundin Deborah.

Die Bande aus Jugendliche angeführt von Noodles und Max verdienen ihr Geld mit Diebstählen und Gaunereien. Sie beteiligen sich auch am Alkoholschmuggel, indem sie die Ware aus dem Meer fischen, die dort vorher versenkt wurde.

Als sie mit einer gegnerischen Bande zusammentreffen wird einer ihrer Freunde erschossen. Noodles nimmt blutige Rache. Er wird verhaftet und muss eine 12jährige Haftstrafe absitzen.

Nach der Haft im Jahre 1932 wird er wieder in die Bande aufgenommen. Im größeren Stil schmuggeln sie Alkohol und rauben Banken und Juweliere aus.

Die Bande verdient sich damit mittlerweile genug Geld für eine luxuriöses Leben. In 2 Nebenrollen als Auftraggeber sieht man Burt Young (bekannt aus Rocky) und Joe Pesci (bekannt aus GoodFellas, Casino, Kevin allein zu Haus und Lethal Weapon ab Teil 2).

Als Noodles ahnt, dass Max mit dem nächsten Raub, sich und alle Beteiligte mit dem Leben gefährden könnte, entscheidet er sich Max vor dem Tod zu schützen. Er macht einen Anruf bei der Polizei und verrät seinen besten Freund.

Im Jahr 1968 bekommt Noodles einen Brief und Geld für einen Auftrag. Er geht diesen Indizien nach und trifft einen alten Bekannten...

Intelligente Zeitübergänge
Die Übergänge in die anderen Zeit-Ebenen sind mit intelligenten Kamera- und Schnitttechniken inszeniert. Z.B. als Noodles im Jahr 1933 ins Exil flüchtet, kauft er am Bahnhof ein Ticket "egal wohin", geht zu einer Wand, die Kamera geht mit. Schnitt. Die Wand sieht anders aus, er entfernt sich wieder davon und ist 35 Jahre älter.

Noch schöner ist der Übergang aus dem Jahre 1968 in seine Jugend, als er seinen alten Freund besucht, schaut er sich um. Auf der Toillete ist ein Guckloch in einen anderen Raum. Er schaut rein, als alter Mann. Schnitt. Die Kamera schaut ebenfalls durch das Loch und sieht die junge Deborah tanzen, während der wundervolle "Deborahs Theme" von Morricone läuft. Das ist intelligente Filmmontage, mit einfachsten Mitteln reisen wir durch die Zeit, so als ob Noodles oder auch wir als Zuschauer in das Loch in die Vergangenheit schauen und Deborah beim tanzen beobachten. Das ist Filmkunst, Filmmagie!

James Woods spielt in der Szene Alle an die Wand
Quelle: Kauf DVD, Copyright: Regeny Entertainment (USA)
Die Schauspieler
Robert de Niro spielt Noodles oft sehr zurückhaltend, aber in den entsprechenden Szenen kommt er aus sich raus, agiert getrieben von Gier und Verlangen. Er verkörpert seinen Charakter passend in jeder Situation.

Ebenso begeistert James Woods als führendes Bandenmitglied Max. Seinen großes Moment hat er als er mit der Bande über einen geplanten Raubüberfall diskutiert. Ständig wird er von seiner Freundin unterbrochen, bis er laut wird und sich nicht mehr beherrschen kann.

Als junge Deborah ist Jennifer Connelly (A beautiful Mind, Requiem for a Dream) zu sehen.



Die dunkle Persönlichkeit Noodle´s
Zwei Szenen lassen Noodles in einem anderen Licht erscheinen und sind auch nicht leicht zu verdauen. In der ersten Szene rauben Noodles und seine Leute ein Juwelier aus. Noodles kümmert sich um eine Angestellte, er will sie ruhig halten. Langsam fängt er an sie zu bedrängen. Er vergewaltigt sie während die anderen Bandenmitglieder die Beute rauben.

In der zweiten Szene trifft er Deborah wieder. Er führt sie zum Essen aus. Sie haben einen schönen Abend. Als sie mit der Limousine wieder zurück fahren, versucht Noodles zärtlich zu Deborah zu sein. Er steigert sich immer mehr rein bis er sie schließlich vergewaltigt. Im Gegensatz zur Angestellten aus der erstgenannten Szene wehrt sich Deborah massiv, sie hat aber keine Chance ihn zu stoppen. Erst als der Fahrer die Limousine stoppt und die hintere Tür öffnet hört Noodles auf und steigt aus dem Fahrzeug.

Diese Szenen zeigen dem Zuschauer, dass Noodles offensichtlich von seiner sexuellen Gier getrieben ist, die er in den vielen Jahren für Deborah anwachsen lies. Er ist von ihr besessen, was man auch in einer der neuen Szenen sieht. Noodles trifft sich mit einer Prostituierten und nennt sie Deborah.

Inszenierung
Once upon a Time in America ist detailliert und umfangreich ausgestattet. Er zeigt New York in den verschiedenen Jahren, als wären sie dort gedreht. Auch der ganze Film wirkt klassischer und vielleicht altmodischer (nicht im negativen Sinn) als man im Blockbuster-bestückten Jahr 1984 erwartet hätte. Der Film lässt sich in jeder Szene viel Zeit für Erklärungen, die auch oft ohne Dialoge auskommen. In atmosphärischen Bildern folgen wir dem Protagonisten in die verschiedenen Zeit-Ebenen.  

Der Film scheut sich nicht vor Langsamkeit, die aber die Geschichte umso besser entfalten lässt. Passend dazu ist der ruhige, atmosphärische und romantische Soundtrack vom meisterhaften Komponisten Ennio Morricone, einer seiner besten Werke.

Man braucht viel Geduld für dieses Epos. Die 4 Stunden sind aber voll gepackt mit schönen Momenten aus Freundschaft und Liebe, aber auch unschönen wie Verrat, Mord und Vergewaltigung. Eine perfekte Regie von Sergio Leone, wundervolle Musik von Ennio Morricone und unglaubliche Darsteller wie Robert de Niro und James Woods machen den Film zu einem Meisterwerk der Filmgeschichte.

"Ich habe dir dein Leben geraubt. Ich habe an deiner Stelle gelebt. Ich habe dir alles weggenommen. Ich habe dein Geld genommen. Ich habe deine Frau genommen. Und 35 Jahre Gewissensbisse habe ich dir gelassen wegen meines Todes. Also, warum schießt du nicht?"



Bewertung:





Autor: Marcel Hisge

Quelle der Informationen: Wikipedia.org

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